Guido Guidi − Col tempo

Ausstellung: 5. Oktober − 17. November 2018

25.09.2018

Guido Guidi
Col tempo

Eröffnung: 4. Oktober, 19 Uhr
Einführung: Jean-Paul Deridder (Fondation A Stichting)
Ausstellungsdauer: 5. Oktober − 17. November 2018

FOTOHOF / Inge-Morath-Platz 1-3 / 5020 Salzburg / Austria

      
Guido Guidi, geboren 1941 in Cesena/Italien, studierte am Istituto Universitario di Architettura (IUAV) und am Corso Superiore di Disegno Industriale in Venedig. Über die Beschäftigung mit Architekturfotografie (vor allem mit den Bauten von Carlo Scarpa, einer seiner Lehrer) wird sein Interesse am Medium Fotografie auch stark beeinflusst durch den Film des italienischen Neorealismus und durch den dokumentarischen Stil eines Walker Evans. Es ist die von der Zivilisation geprägte Landschaft und ihre Umgestaltung, ihre irreversible Veränderung, ihr Einfluss durch die Zeit und des Menschen, die Guidi leiten. Beispielhaft stehen hier seine sowohl in Schwarz-Weiß als auch in Farbe gehaltenen "Porträts" von Fassaden ("Facciata").

Guido Guidis beispiellose visuelle Agilität in seiner Beschäftigung mit der Landschaft, dem Porträt und dem Stillleben ist stets inspiriert von der Geschichte der Malerei, der Architektur und der Fotografie und streift im Ansatz auch den Minimalismus und die Konzeptkunst.

Die Ausstellung Col tempo ("Mit der Zeit") geht zurück auf eine seiner universitären Vorlesungen, die eine ganze Generation von jüngeren italienischen Fotografen/innen beeinflusst haben, in der er unter anderem, Beziehungen zwischen einem Porträt von Giorgione (La Vecchia, 1506) und den Fotografien von Walker Evans herstellt. Seine emphatischen Bilder arbeiten mit Wiederholungen und Sequenzen und entziehen sich durch Hin- und Herbewegen zeitlichen Eingrenzungen. Seine eigenwillige Fotografien widersetzen sich den Worten − die Freude an der Konstruktion der Aufnahme vereint sich mit dem fotografischen Akt. Zeit und Licht sind die wesentlichen Bestandteile der Fotografie, die, wie Guido Guidi erklärt, "eine Art Transformation von einer Sache zur anderen, von einer konkreten Realität zu einer fiktiven Realität" ist.

Dies zeigt sich deutlich in seiner frühen Arbeit "Preganziol" aus dem Jahr 1983, in der er in einem kargen Raum,eine Art "helle Kammer", die Projektion des einfallenden Lichtes im Verlauf eines Tages in einer 16-teiligen Sequenz dokumentiert.

Col tempo steht programmatisch für seine Beschäftigung mit dem Phänomen der Fotografie als ein unausweichlicher Prozess der Festschreibung vom Vergehen von Zeit.

Geprägt ist die Arbeit von Guidi immer auch durch die Orte seiner Biografie. Ausgangspunkt seines Schaffen ist nach wie vor sein an der Peripherie von Cesena gelegenes Haus, welches das umfangreiche Archiv des Künstlers birgt und ihm ermöglicht, seine fotografischen Erkundungen in der Emilia Romagna, aber auch in den benachbarten Regionen, weiterzuführen. Wichtiges analoges fotografisches Werkzeug ist dabei seine 8×10inch (20×25cm) Großformat-Kamera, mit der er seit Jahrzehnten ausschließlich in Farbe fotografiert. Dieser archaische Apparat bedingt der in der Fotografie normalerweise üblichen Schnelligkeit zu entsagen, um so die Konzentration auf das langsame Aufbauen eines Motivs zu legen können. Diese zumeist in 1:1 gehaltenen Kontaktkopien stehen neben frühen Schwarz-Weiß-Bildern, die der Künstler zusammen mit dem belgischen Kurator der Ausstellung, Jean-Paul Deridder, für die Präsentation im FOTOHOF konzipiert hat. Die quadratischen Bilder aus den 70er und 80er Jahren vermischen sich mit einer großen Auswahl an Farbarbeiten zu einem großen Werksüberblick des Künstlers, der in Österreich institutionell zum ersten Mal gezeigt wird. Begleitet wird die Ausstellung durch eine Präsentation der großen Anzahl von Publikationen, die in Guidis Werk eine zentrale Rolle spielen.

Ausstellungen weltweit, im Fotomuseum Winterthur, auf der Biennale in Venedig, im kanadischen Zentrum für Architektur in Montreal, im Guggenheim Museum in New York, im Centre Pompidou und in der Henri Cartier Bresson Stiftung in Paris, im Huis Marseille in Amsterdam und im Kunstmuseum in Ravenna, spiegeln die Wichtigkeit des originären Werkes dieses Künstlers, der nicht nur in Italien zu den bedeutensten Fotografen zählt.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der belgischen Fondation A Stichting, die in Brüssel beheimatet ist, und zu den wichtigsten Fotosammlungen Europas zählt und geht auf eine Präsentation 2017 in der Fondation A Stiching zurück. Für den FOTOHOF wurde sie durch deren Sammlungsleiter, Jean-Paul Deridder, neu zusammengestellt.


 
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