FACE TO FACE 11

Eröffnung: Tuesday, Sep. 17, 2002, 7 pm
Von 17.09.2002 bis 31.10.2002
Öffnungszeiten: Mo-Fr 3pm-7pm, Sa 10 am-1 pm

"Camille and Ravn, Pearl Street", 2001
Color print
 

Mette Tronvoll

Die Arbeit „Double Portraits“ ist eine Serie von Diptychen, die aus je zwei Aufnahmen der selben Person bestehen. In Tronvolls New Yorker Atelier entstanden bei Tageslicht jeweils etwa 40 Aufnahmen einer Person, aus denen die Künstlerin zwei auswählte. Obwohl oder eben weil diese nur minimale Differenzen aufweisen, evozieren sie beim Betrachter eine unmittelbare Konzentration auf vergleichende Wahrnehmung. Dabei lassen sich feine Variationen und Nuancen in der Körperhaltung sowie im Gesichtsausdruck der Porträtierten erkennen. Der neutrale, lediglich durch den Lichteinfall leicht changierende Hintergrund, die einfache Kleidung und der beinahe emotionslose Gesichtsausdruck der Porträtierten verleihen den Aufnahmen einen sachlich-dokumentarischen Charakter. Der Vorgang der Aufnahme in den Doppelporträts hat insofern eine gewisse Affinität zum Entstehen der frühesten Porträtfotografien, als damals die Modelle oft stundenlang in ein und derselben Pose verharren mussten. Man meint beim Vergleich der beiden Bilder in einigen Fällen tatsächlich eine latente Ermüdung in Blick und Haltung, vor allem aber gewisse Schwierigkeiten im Aufrechterhalten der gewählten Pose zu erkennen. Die Pose entspricht dem Bild, das der Porträtierte von sich hinterlassen möchte, das jedoch nur für den Augenblick funktionieren kann. Gerade diesen entscheidenden Moment, gewöhnlich eine Determinante der Fotografie, versucht Mette Tronvoll zu unterlaufen, indem sie ein zweites Bild hinzustellt. Obgleich im Medium traditioneller Atelierfotografie entstanden, gewinnen ihre Arbeiten somit filmische Qualität, indem sie wie zwei Stills aus der selben Szene erscheinen. „Die Pose wird von der ununterbrochenen Folge der Bilder beseitigt und geleugnet.“ Diesen - nach Barthes - elementaren Unterschied zwischen Fotografie und Film stellt Tronvoll in den „Double Portraits“ gewissermaßen in Frage. Gleichzeitig sind Tronvolls Arbeiten - und das gilt für die Doppelporträts im besonderen - „ein Austausch zwischen Anschauen und Angeschautwerden“. Die Ausstellung Gegenüber thematisiert diesen Austausch, der einerseits eine wie auch immer geartete Beziehung zwischen Fotografierendem und Porträtiertem voraussetzt, andrerseits aber auch das Verhältnis zwischen dem Betrachter und dem Porträtierten meint, in verschiedenen möglichen Varianten. Dabei ist die Frage von Nähe oder Distanz zu den Porträtierten in einem Großteil ausgestellten Arbeiten von Bedeutung. Mette Tronvoll hatte lange Zeit ausschließlich im Studio mit Bekannten und Freunden gearbeitet. Als sie für die in Grönland entstandene Serie „Isortoq Unartoq“ erstmals mit Fremden arbeitete, ging dieser Arbeit eine intensive Beschäftigung mit den Menschen und ihren extremen Lebensbedingungen voraus. Die Serie der Doppelporträts beinhaltet auch ein Selbstporträt der Künstlerin. Während jedoch das Selbstporträt in der zeitgenössischen Fotografie vorrangig als Mittel künstlerischer Selbstinszenierung fungiert, erscheint es bei Mette Tronvoll lapidar als Teil einer Serie, ohne innerhalb dieser eine Sonderstellung einzunehmen.


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