Kurt Kaindl
Abfischen



Kurt Kaindl
Abfischen
Eine Ausstellung über eine alte Kulturtechnik im nördlichen Waldviertel
60 Bilder
Bildformat in cm: 30X40 und 40X50
Rahmengröße in cm: 50X65
Kurator: Kurt Kaindl
Die Ausstellung "Abfischen" dokumentiert das alljährliche Abfischen von großen Karpfenteichen im nördlichen Waldviertel in Österreich. Dieses Abfischen wird von vielen Menschen der umliegenden Dörfer händisch durchgeführt, um die Fische zu schonen, die beim Abfischen nicht getötet, sondern lebend in andere Teiche übersiedelt werden. Dieser Vorgang ist eine alte Kulturtechnik, die in dieser Form nur mehr an wenigen Orten durchgeführt wird. Die großformatigen Schwarzweiß-Fotografien folgen den Prinzipien der Bildreportage, indem die Ausstellung versucht, den gesamten Prozeß des Abfischens, vom Ablassen des Teiches, bis zum Wiedereinsetzen in neue Teiche darzustellen. Wert legt der Autor auf eine poetische Dokumentation des Geschehens, in die auch die charakteristische Waldviertler Landschaft einfließt und die sich vor allem auf die Menschen und ihre Tätigkeit konzentriert. Der gleichnamige Bildband enthält auch einen Fachtext des Besitzers der Fischteiche über das Abfischen sowie eine literarische Annäherung durch den oberösterreichischen Autor Hans Eichhorn.
Ausstellungsorte
Tiefenbach/Passau Nov 2000
Salzburg Dec 1999
St. Pölten Apr 1999
Salzburg Jan 1998
Schrems Oct 1997
Buch zur Ausstellung Kurt Kaindl: Abfischen
Weihnachtskarpfens Geheimnis
Bildessays von Kurt Kaindl und Nikolaus Walter in der Galerie Fotohof
Quelle: Salzburger Nachrichten
Datum: 29.Dezember 1997
Autor: Wolfgang Richter
In einfühlsamen Portraits von Landschaft und Teichwirtschaft gelingt es es Kaindl, die Arbeitsabläufe und die verwendeten Geräte aus einem zeitgenössischen Blickwinkel zu erfassen und in stimmungsvollen Aufnahmen festzuhalten. Dabei kommt die Beziehung zwischen Mensch und "Nutztier" nachhaltig zum Ausdruck.
Abfischen
Quelle: Das Waldviertel
Datum: 01.Januar 2000
Autor: Thomas Hofmann
Weihnachten ist schon einige Zeit vorbei, wieder wurden tausende Karpfen verzeht, aber nur wenige von uns mögen sich gefragt haben, wo denn die Karpfen herkamen. Die meisten stammten wohl aus dem Waldviertel und warteten schon seit Oktober - der Zeit des Abfischens - auf ihr endgültiges Schicksal. Und hier sind wir auch schon beim Thema: Beim Abfischen der Waldviertler Karpfenteiche. Diesem Themenkreis nähert sich der 1954 in Gmunden geborene Fotokünstler Kurt Kaindl mit der Kamera, um "alte Kulturtechniken aus einem zeitgenössischen Blickwinkel heraus zu erfassen". Die Aufnahmen zu dem Fotoessay über die Karpfenteiche des Gutsbetriebes Fischer-Ankern rund um Kirchberg am Walde wurden in den Jahren 1994 und 1996 gemacht. Zwei Termine waren hier zu berücksichtigen: der Oktober mit dem jährlichen Abfischen der Teiche und der Dezember mit dem Fischverkauf - Stichwort "Weihnachtskarpfen" - aus den Hälterungsanlagen. Nach einem einstimmenden Text, einem "Oratorium", von Hans Eichhorn, wo sich der Autor aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder dem Thema nähert, folgt der meisterhaft angelegte Bildteil. Die erste Annäherung erfolgt aus der Luft mit einem Blick auf die Teichlandschaft. Die nächsten Schritte führen über den Damm hin zu den stillen Wässern, wo wir bald auch die ersten Fischer beim Auslegen des Zugnetzes beim Mitterteich treffen. Fischmeister und Fischereihelfer werden bei ihrer Arbeit festgehalten. Eine ganze Bildabfolge zeigt, wieviele Menschen beim Abfischen notwendig sind. Wir werfen Blicke in Schaffel, Boote und Bottiche, wo es vor Karpfen nur so wimmelt. Unweigerlich wird man an diverse Bibelstellen vom "reichen Fischzug" erinnert. Spätestens jetzt wird klar, warum Hans Eichhorn seinen Text "Oratorium" genannt haben mag. Unbeirrt vom Fotokünstler arbeiten fleißige Männer und Frauen in weißen Schürzen und schwarzen Gummistiefeln. Es wird gezählt, gewogen, verglichen, notiert, gerechnet und dann geduldig gewartet, bis der Fisch geschuppt, filetiert und geschröpft ist. Was bleibt, sind ein paar Fischblasen, der Kescher, die zum Trocknen aufgehängten Wathosen und die Vorfreude auf den nächsten Waldviertler (Weihnachts-)Karpfen. Am Ende des Buches, das eine gelungene und ausgewogene Komposition zwischen Text und Bildteil ist, gibt der Gutsherr Peter Fischer-Ankern einen Überblick über Geschichte und Alltag der Waldviertler Teichwirtschaft. Hier erfahren wir, daß die Karpfenzucht bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Hier lernen wir den Unterschied zwischen Himmelteich (vom Regen gespeist), Quellteich und Durchflußteich kennen und hoffen mit dem Teichwirt, daß der Teich im Herbst beim Abfischen nicht "abbrennt" (=zuviel Wasser abfließt).