Peter DRESSLER / Timotheus TOMICEK

von 10.06.2010 bis 24.07.2010


 
In Peter Dresslers neuer Serie Changement de Propriétaire wird das filmisch-fotografische Gedächtnis angesprochen. Seine Arbeit ist ein fotografisches Storyboard zu einem fiktiven Film im Sinne des Film noir. Der Fotograf übernimmt die Rolle eines Locationscouts, der mit gefundenen Szenenbildern einen Inhalt bestimmt und mit subtilen Interventionen zur Inszenierung gelangt. Dies sind hier jene kleinen Tafeln mit Zahlen, die einen Lokalaugenschein demonstrieren oder die kleine Figur eines Papphundes, eine Fotografie in der Fotografie, die eine menschenleere Szene im Jardin de Luxembourg verlebendigt.

Walter Benjamin spricht in seinem Passagenwerk, das maßgeblich zur Verknüpfung der Figur des Flaneurs mit Paris beitrug, vom Kolportagephänomen des Raumes: „Der Raum blinzelt den Flaneur an, nun, was mag sich in mir wohl zugetragen haben?“ Diese Frage begleitet Dressler auf seinen Erkundungen und Findungen.

In einer Welt voller Chaos und Krisen sind Timotheus Tomiceks Fotografien eine Art akribischer Ruhepol. Sie fokussieren auf Wesentliches, ohne Ablenkungen und Zerstreuungspunkte. Was den Anschein einer durchgeplanten Inszenierung erweckt, ist im Fall der meisten Bilder Ergebnis einer konzentrierten Blickweise auf Bestehendes, auf Vorgefundenes.

 Tomicek, dessen Film-Studium seine Herangehensweise an Fotografie sichtlich prägt, zeigt, dass sich sequenzielle Erzählform und Einzelbild nicht ausschließen. Seine Fotografien sind keine Utopien. Sie sind konkret, minimalistisch und gleichzeitig poetisch in der Art und Weise, wie sie dem Vertrauten neue Aufmerksamkeit schenken. „To collect photographs is to collect the world“, so, einmal mehr Susan Sontag in On Photography. Tomicek sammelt seine Welt behutsam in Bildern ein und gibt sie frei für andere, damit sie teilhaben und sich ihr eigenes Bild, wenn auch „nur“ im Gedanken, machen können.